Hormonelle Unternehmensführung klingt seltsam, ist aber hochinteressant und basiert auf dem Gedanken, für den Daniel Kahneman 2002 den Nobelpreis erhielt: Menschen sind keine vernunftgesteuerten Wesen, sondern folgen in 99 % der Fälle unbewusst ihren Emotionen. Das betrifft die Wahl der Kleidung ebenso wie die des Urlaubsortes, des Autos oder der Unternehmensstrategie.
Wir favorisieren immer diejenigen Alternativen, die unsere unbewussten Absichten am besten fördern. Das ist bei dem einen ein schwarzer Mercedes und bei dem anderen ein roter R8. Das Neuromarketing arbeitet bereits mit diesen Erkenntnissen.
Hormone als Cocktail
Die Treiber hinter den Emotionen sind chemische Botenstoffe, vereinfacht gesagt, Hormone. Nun lassen sich vier Hormone ausmachen, die die stärksten Gefühle auslösen:
- Dopamin: Offenheit & Innovation
- Testosteron: Action & Ziele
- Östrogen: Harmonie & Vertrauen
- Cortisol: Stress & Angst
So sind beispielsweise die Sport-Events von Red Bull, das Freeriding und Cliff Diving keine vernunftgesteuerten Aktivitäten, sondern sprechen genau die Menschen an, die sich über den Gefühlemix, der durch Testosteron und Dopamin verursacht wird, am meisten freuen. Während Spa & Wellness-Tempel ein Eldorado für Menschen sind, die unbewusst einen Hormon-Cocktail bevorzugen, der ihnen Harmonie und Vertrauen in einer stressfreien Umgebung ermöglicht.
Euphorie versus Stress
Doch zurück zur Firmenwelt: Nicht nur im Neuromarketing, auch in der Unternehmensführung haben Hormone großen Einfluss. Wie verhält sich beispielsweise der Hormon-Cocktail eines Unternehmens in Restrukturierung im Vergleich zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen? Vermutlich ähnlich wie der des FC Bayern im Vergleich zu Borussia Dortmund, in der letzten Saison: Während den einen auf einer Welle der Euphorie alles zu gelingen scheint, schwimmen die anderen in einem Pool aus Cortisol. Sind voll von Unsicherheit und Angst vor dem nächsten Spiel, nicht mehr offen für Neues, beschäftigen sich nur noch mit sich selbst und zerstören damit auch die innere Harmonie.- Mit dem Wissen über das Wirken der Hormone ist es ein Leichtes zu erkennen, dass man nur über einen anderen Cocktail-Mix wieder aus diesem Tief herauskommt. Insofern ist es folgerichtig, Trainer auszutauschen, die nicht in der Lage sind, ihr Verhalten entsprechend zu ändern.
Hormon-Cocktail im Unternehmen
Überprüfen Sie mal Ihr eigenes Unternehmen und Ihre Unternehmensführung. Damit Sie sich leichter tun, sehen Sie in der Grafik die beiden Hormon-Cocktails eines
Unternehmens abgebildet. Übrigens: der Wohlfühlfaktor darf zu Hause ruhig größer sein als im Unternehmen, aber auch im Arbeitsumfeld muss er spürbar bleiben.
Abb. 1: Hormon-Cocktail zweier Unternehmen
Was müssen Sie nun tun, wenn Sie erkennen, dass beispielsweise der Cortisol-Pegel in Ihrem Unternehmen zu hoch und der Dopamin-Anteil zu gering ist? Nehmen Sie Druck heraus.
Meist ist nicht das Ziel selbst das Problem, sondern der tägliche Umgang damit. Der gegenseitige unausgesprochene Vorwurf, „wenn wir so weitermachen, werden wir das Ziel mit Sicherheit nicht erreichen“. – Das ist zwar in vielen Unternehmen üblich, bringt aber niemanden weiter. Denn was Sie jetzt brauchen, ist ein Cocktail aus Vertrauen, Lust auf Neues und Tatendrang, der auch durch das Ausbleiben erster Erfolge nicht in Zweifel gezogen werden darf. Die dazu benötigten Hormone Östrogen, Testosteron und Dopamin werden wieder leichter ausgeschüttet. Über die kleinen Erfolge kommen nach und nach größere und es geht wieder vorwärts Richtung Ziel. Das Cortisol geht zurück, die Angst wird weniger.
Achten Sie auf die Anzeichen und passen Sie Ihre Unternehmensführung an. Viel Erfolg- Der Markt hat Sie verdient!
Über den Autor:
Christian Kalkbrenner, Dipl.-Kfm. (univ.) verhilft Unternehmen mit seinem prämierten Strategieansatz „Bambus-Code“ zu neuen Kunden und mehr Nachfrage. Er ist Strategieberater, Autor mehrerer Fachbücher und Redner.
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