Bewerber lieben Arbeitgeber wie Netflix
Kürzlich berichtete der Sohn eines Freundes mit einem Strahlen in den Augen, dass das Unternehmen, in dem er arbeitet, eine agile Organisation, ähnlich wie bei Netflix, einführen wird. Das klingt nicht nur cool, das ist cool.
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen jungen Bewerber vor sich und erzählen ihm
1. dass Sie seit Jahren sehr erfolgreich mit einer Stablinien-Funktion arbeiten (Szenario 1) oder
2. dass man bei Ihnen so zusammenarbeitet, wie es bei Netflix üblich ist. (Szenario 2)
Was wird einen Bewerber auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt wohl mehr ansprechen. Und andersherum: was denken Sie über einen Bewerber, der das Szenario 1 bevorzugt? Wollen Sie diesen Bewerber überhaupt? Kann das die Zukunft sein?
Simultan und schnell, ohne Führung
Wie arbeitet Netflix eigentlich? Im Grund ganz einfach: das Unternehmen besteht aus abteilungsübergreifenden Teams, die sich hierarchiefrei dem Ergebnis verpflichtet fühlen und sich weitestgehend selbst organisieren. Daneben gibt es ein paar Coaches oder Trouble-Shooter und das war’s. Der Lohn dieser agilen Organisation, die fast ohne Rücksprache funktioniert und beständig, in kleinen Schritten vorwärts drängt, ist ein ungeheurer Speed in der Umsetzung. Das Tempo begeistert die Mitarbeiter, weil sie merken, was alles möglich ist und wie es vorwärts geht, dank der hohen Eigenverantwortung, die sie innehaben.
Perfektion ist kein Ergebnis, sondern ein Prozess
Natürlich passieren in einer agilen Organisation auch Fehler, sogar sehr viele. Aber die sind meist nicht gravierend, werden rasch geändert und abgestellt. So rollt die agile Organisation als einzigartige Dampfwalze durch die Unternehmenswelt.
Viele sich schnell verändernde Unternehmen nutzen agile Organisationsformen: sei es zur Entwicklung oder zur Veränderung, sei es zum dauerhaften organischen Wachstum. Agile Unternehmen sind tendenzielle Überflieger am Markt, die als Wettbewerb sehr ernst genommen und nicht als kurzfristige Modeerscheinung abgetan werden sollten. Dazu gibt es dieses Organisationsmodell schon zu lange und der Hype breitet sich immer weiter aus.
Wer will noch klassisch?
Der aktuelle Fachkräftemangel für sich alleine ist für viele Unternehmen schon ein großes Problem. Meist hilft nur zusätzliches Entgegenkommen beim Gehalt, um die gewünschten Mitarbeiter zu bekommen. Denn auch am Arbeitsmarkt funktioniert das System von Angebot und Nachfrage. Doch, wenn die pfiffigen Mitarbeiter zukünftig bei den Unternehmen zwischen „old school“ und „new school“ wählen können – für wen werden sie sich wohl entscheiden?
Die agile Organisationsform ist aus zweierlei Gründen ein Must-have: zum einen, um mit der immer schneller werdenden Taktung am Markt mithalten zu können, und zum anderen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben und nicht den bürokratisch denkenden und entscheidungsschwach handelnden Rest an Bewerbern abzubekommen.
Seien Sie daher nicht nur wachsam, fangen Sie an, Ihr Unternehmen agil zu machen. Jetzt.
Über den Autor:
Christian Kalkbrenner, Dipl.-Kfm. (univ.), ist Strategieberater aus Überzeugung. Für seine Kunden entwirft und überprüft er seit Jahren Unternehmensstrategien, um Umsätze und Gewinne zu vervielfachen und den Unternehmenswert zu steigern. Als kreativer Kopf hat er ein eigenes Strategieverfahren entwickelt, den Bambus-Code®, für den er mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet wurde. Mit sieben Fachbüchern, vielen Fachartikeln und Vorträgen zählt er zu den Kompetenzführern seines Faches.
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