Ein Bazillus greift um sich
Viele Medien berichten dieser Tage von „Libra“, der neuen digitalen Bitcoin-Währung. Als Kooperationspartner stehen Unternehmen wie Paypal, VISA, eBay & Co. schon fest. Weitere werden folgen. Der Haken an der Sache: das Produkt kommt von Facebook. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Facebook „sitzt“ auf einem Berg von potenziellen Kunden, der aus über 2,3 Milliarden Menschen besteht. Da kreisen natürlich die Gedanken darum, wie sich hier das Up-Selling ausbauen lässt. Und die Idee mit einer neuen Währung, noch dazu digital, scheint brillant zu sein. Wäre da nicht die alte Sache mit dem Datensammeln, die das Ur-Geschäftsmodell von Facebook darstellt. Denn ohne die ganzen Daten würde die Werbung auf Facebook nicht so zielgenau funktionieren.
Doch wenn Facebook jetzt neben den Vorlieben seiner Kunden auch noch herausbekommen könnte, was wie oft zu welchem Preis gekauft wird… Nicht auszudenken, was diese Transparenz für die Werbetreibenden bedeutet. Kein Wunder, dass die bekannten Online-Unternehmen, die im verwandten Metier unterwegs sind, sofort auf den Zug aufspringen. – Das könnte der Quadratur des Kreises gleichkommen.
Könnte. Denn das Ganze funktioniert nur, wenn die Verbraucher das Geschäftsmodell von Facebook und seinen bisherigen Umgang mit sensiblen Daten ausblenden. Wäre Facebook hier in der Vergangenheit integer vorgegangen, könnte es diese großartige Idee deutlich leichter umsetzen.
Die Ohnmacht der Konzerne
Sieht man sich bei den großen Konzernen in Deutschland um, so ist es geradezu erschreckend, wie manche CEOs die Markenwerte ihrer Unternehmen, die über Jahre hinweg mit großen Anstrengungen aufgebaut wurden, mit Füßen treten. Ob das nun Bayer mit dem Fehlgriff Monsanto ist, der beständige Dilettantismus von VW und Audi in der Dieselaffäre, der respektlose Umgang mit der Marke Red Bull im Fußball, den das Unternehmen ohnmächtig akzeptiert oder das Zulassen des Rausschmisses von Nestlé aus den Edeka-Regalen ist. All das wird anscheinend achselzuckend hingenommen, ohne unternehmensseitig nennenswert gegenzusteuern. Hier greift ein Bazillus um sich, vor dem sich der Mittelstand schützen sollte.
Ansteckung vermeiden
Und so liegt die Hoffnung auf den sensiblen Unternehmenslenkern, die auch weiterhin auf Authentizität und Sympathie achten und damit ihre Marke stärken. – Vorbilder finden sie jenseits des Tellerrands: Roger Federer und Mick Jagger repräsentieren alles, was eine starke Marke ausmacht. Ebenso das Weltwirtschaftsforum in Davos oder Günter Jauchs Millionen-Show. Sie alle orientieren sich an wenigen Werten sehr konsequent und zeigen damit, wie erfolgreich ihre Markenstrategie funktioniert.
Über den Autor:
Christian Kalkbrenner, Dipl.-Kfm. (univ.), ist Strategieberater aus Überzeugung. Für seine Kunden entwirft und überprüft er seit Jahren Unternehmensstrategien, um Umsätze und Gewinne zu vervielfachen und den Unternehmenswert zu steigern. Als kreativer Kopf hat er ein eigenes Strategieverfahren entwickelt, den Bambus-Code®, für den er mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet wurde. Mit sieben Fachbüchern, vielen Fachartikeln und Vorträgen zählt er zu den Kompetenzführern seines Faches.
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